....wir schreiben das Jahr 1377...
…..alles ist friedlich und geht seinen Gang.....
.....der Bauer treibt seinen Ochsenkarren über den Acker...
…..die Frauen tragen Holz oder die schwere Ernte in großen
Körben auf ihren Köpfen
......die jungen Männer tragen schwere Steine vom Feld
..... die Mädchen kichern scheu, als sie uns entdecken
.....in den Küchen wird das Feuer mit dem Blasrohr angefacht
......die Alten sitzen friedlich und sortieren den Reis
.....die Kinder spielen mit ihren Kreiseln
....... und beinahe jeder spricht........
....... spricht mit jemandem..... .....mit dem Smartphone!!!!
.......Genau wie bereits auf der Flußtour ist die Mobilphone- und Internetverbindung auch auf dem Land extraklasse! Wirklich beinahe jeder hat ein Smartphone und surft im world wide Netz. Ich sehe die Ländler genauso wie die Städter whatsappen und twittern und googeln.... alle.....immer.....überall......und auch wir erfreuen uns an dem guten Empfang der Oreedoo SIM Karte in unserem Handy....
warum ich schreibe, dass wir das Jahr 1377 haben? Weil die Burmesen ihre Zeitrechnung begonnen haben, als wir schon im Jahr 638 n. Chr. waren und sie somit jetzt erst bei 1377 sind. Das neue Jahr beginnt bei ihnen Mitte April. Die ersten zwei Wochen vom April fallen noch in´s Jahr 1377, danach beginnt das Jahr 1378.
Erinnere dich: in Thailand startete die Zeitrechnung im Jahr 543 vor Chr. und die Buddhisten dort leben bereits im Jahr 2560.
......Kalaw ... die Trekking Stadt .....
Wir sind in Kalaw angekommen....mit dem Bus von Bagan.....mit Stopps unterwegs …. an der Straße zum Essen in Restaurants, in denen Spuck-Eimer für die Betelnuss Kauer unter den Tischen stehen!!! .....Na Danke....diese Geräusch- und Schau Kulisse unmittelbar neben mir beim Essen....
.....aber immerhin rotzen die Männer so nicht überall auf den Boden......außer auf den Toiletten....auf dem Weg zu den Toiletten....auf dem Weg zum Restaurant......auf dem Weg zum Bus....im Bus! !! Ungelogen!! Im Bus unterwegs in Spucktüten!!!!
Die kleine Berg Stadt Kalaw ist unsere Station. Auch wir wollen eine Trekking Tour machen. Die Zeit ist grad recht, weil es noch nicht regnet – dann soll es fürchterlich rutschig sein – und weil es immer heißer wird und man dann auch nicht mehr gut laufen kann!! Ich frag mich ja jetzt schon bei stetig über 30 Grad,
wie das wohl werden wird ?????
In Kalaw treffen wir plötzlich auf Unmengen Rucksacktouristen. Vorher waren wir auf unseren Touren oft allein....hier tummeln sich die Wandervögel der Welt und wir alle versuchen nun herauszufinden, mit welchem der unzähligen Anbieter wir diese Berg- und Tal Trekking Erfahrung machen wollen und wie dann wohl der uns zugeteilte Führer sein wird....???
Wir entscheiden uns für eine 3 tägige 72 KM lange Trekking Tour von Kalaw bis zum Inle See. Unsere Entscheidung für
Sam´s Familiy Trekking Tours fällt, weil sie absolut professionell und „geländegängig“ wirken und uns auch klare Instruktionen für unsere WanderPackListe übergeben. Feste Schuhe, Hut, Regenjacke...Wasser! ...etc. Wirklich gut organisiert und durchdacht!Die Preise sind überall ähnlich.
Früh am Morgen stapfen wir zum Treffpunkt,
geben unseren großen Rucksack ab, mit der Adresse unseres nächsten Guesthouse am Inle See – Dank Internet via AGODA.com im voraus gebucht – klar verbunden mit der Hoffnung, dass auch dieser Service so gut funktioniert -
... und wir lernen unsere Mitläufer kennen:
- ein ganz junges Paar aus Israel,
- eine 21jäherig RucksackLangzeitReisende mit ihrer
- 3WochenBesuchsMutter beide auch aus Israel,
- ein 23 jähriger sehr netter, taffer Holländer und
- wir zwei „alten Säcke“.
7 Leute also
Unser Guide Koso ist 25 Jahre alt, super freundlich!!! spricht super prima verständliches, saugutes Englisch, ist zudem sehr interessiert an Pflanzen und Tieren, kennt sich in der Region bestens aus, spricht mehrere Stammessprachen, kennt Mann und Maus und kann viel erzählen, zeigen und erklären!!! Großartig!!!!! An seiner Seite laufen noch zwei 13 Jahre alte Jungs mit, die von ihm den Guide Job lernen.
Und meine anfängliche
Sorge, all die "jungen Hühner" würden uns stumpf wegrennen und müßten unterwegs ständig auf uns warten.....entpuppte sich recht schnell als völlig
unbegründet ......wir laufen mit dem Holländer eigentlich immer vorn voraus..... auch, weil die Israelis sich unglaublich viel zu erzählen haben und wir
eher Anhänger der Stille und Schönheit des Landes sind .....und so warten wir häufig auf die Gruppe .... unser Führer grinst.... und versucht die Anderen leicht anzutreiben .........
.............erfolglos....
.....ein schönes Tochter - Mutter Foto in toller Landschaft!!!
27 KM lang ist unsere erste Tagesetappe … über Stock und Stein ..... rauf und runter .... vorbei an riesigen Ingwer Anbaugebieten …....... Ingwer wächst am liebsten an Hängen, da dort das Regenwasser nur runterfließt und nicht stehen bleiben kann. Die anschließend kommenenden Reisfelder hingegen brauchen das stehende Regenwasser – Reis mag nasse Füße um anzuwachsen. In dieser Region gibt es nur eine Reisernte im Jahr. In Gegenden, in denen künstlich bewässert werden kann, haben die Bauern zwei oder sogar manchmal bis zu drei Ernten im Jahr! Die Tatsache, ob hier diese eine Ernte gut ausfällt oder nicht, entscheidet über zufriedene Mägen oder Hunger.
Darum ist dieses
Touristen Wander Geschäft ein recht lukrativer Nebenverdienst für die Bewohner hieisger Dörfer. Einzelne Haushalte bieten Mittagessen für die Wander - Gruppen an oder eben die
Möglichkeit bei ihnen zu übernachten.
Unser Koso läuft diese Tour zweimal die Woche. Darum sagt er, ist er auch noch immer nicht verheiratet. Jetzt allerdings wird es mehr als dringend, sonst will ihn keine mehr, weil er schon soooo alt ist.
Am Rand eines Berges oder weiter entfernten Feldes sehen wir manchmal einen anderen WanderTrupp.
In einer dieser Essenspausen kommen wir in ein kleines, recht neues Dorf und gehen zu einem bestimmten Haus, um dort zu essen.....aber der Bewohner hat uns ganz offensichtlich vergessen. Er öffnet uns nicht die Tür und unser Führer erfährt von Nachbarn, dass dieser Dorfbewohner mal wieder strunztrunken sei. Unsere Mägen knurren.....unser Wasser ist leer.....
TREKKING MACHT HUNGRIG!!!!
In einem nicht leichten Prozedere schafft es unser Guide einen Haushalt zu finden, der uns für diese Mittagsmahlzeit beherbergt und..... grandios!!!! Ein richtig leckeres Essen bekommen wir gezaubert!!!! Und unser Guide Koso und seine Jungs schnippeln und kochen - auch selber mords hungrig - ganz großartige Sachen!!!
Ganz super lecker!!!!
in Teig gebackene Kürbisblüten mit Linsen!!!!
Kurkuma - Kartoffeln mit Linsen und Rosinen und Sprossen
Reis - Mandel Pudding festgekocht!!!!
Ohne wirklich viel Pause geht es weiter und es ist knacke heiß!!!
Locker 32 Grad und mehr!!!
Unser Pausen im Schatten sind sehr beliebt!!
Und Micha und ich freuen uns sehr darüber, dass wir ungehorsam sind und unsere luftigen Sandalen tragen. Die festen Schuhe baumeln bisher ungenutzt am Wanderrucksack. Ich würde jetzt in festen Schuhen krepieren!!!
!!!!! Und ich freue mich über meinen neuen Hut!!!!
Ohne diesen, quasi in letzter Minute, erworbenen Hut würde ich hier in kürzester Zeit gnadenlos verbrennen!!! So sind auch mein Nacken und meine Schultern geschützt und ich kann auch gegen die Sonne gucken. Nicht grad das Fashion Model, aber hyper zweckmäßig!!! Kann ich jedem wirklich unbedingt empfehlen!!!!
Am Ende dieser Tagesstrecke erreichen wir einen kleinen Ort und etwas abgelegen davon den Bauernhof unserer Gastgeberin für diese Nacht.
Der Hof ist wie alle in dieser Gegend aufgebaut. Das große Haupthaus hat unten Platz für die Tiere, die während der Regenzeit Schutz brauchen und oben den Wohn- und Schlaf- bereich der Familie. Ich schreib eher „Bereich“ denn die Einrichtung hat so gar nichts mit unseren Wohnzimmer oder Schlafzimmern zu tun. Das Wohnzimmer hat gerne 60 qm aber keine Möbel. Keine Sofa und keine Schränke oder irgendetwas, was man in die Schränke tun könnte. Die Menschen leben sehr sehr schlicht!!! Nix IKEA oder Möbelhaus....
Lediglich Buddha bekommt an einer Wand seine eigene Vitrine mit Buddha Bildern und Figuren und Blumen und Kerzen. Davor beten die Hausbewohner regelmäßig.
Dann gibt es einen kleinen Tisch, auf dem steht die „Stereo Anlage“. Das ist ein - an eine Autobatterie angeschlossener - CD Spieler mit ziemlich zerktazten CD´.
Für uns wird ein niedriger, runder Tisch angeschleppt, damit wir einen Platz zum Essen haben.
..................keine Möbel..............
Das war`s! Nix mehr! Im Schlafzimmer sehen wir auch keine Möbel...keinen Kleiderschrank... schon gar keine Matrazen ….. lediglich dünne, knackeharte Matten und Decken liegen auf dem Boden. Fertig!
STOPP! an der Wand hängen Poster von Fußballern und anderen Stars!
Alles auf diesen Höfen ist um bestimmt 200 Jahre zurück versetzt. Alles was zur Feldarbeit gebraucht wird, sieht für uns aus wie aus einem Museumsdorf.
Das
Schwein und oder der Büffel sind direkt neben dem Clohäuschen und die offene Waschstelle ist draußen hinter dem Haus.
Neben dem Haupthaus ist die Küche, in der eine Art Podest steht, auf dem unser Guide und seine Jungs auch schlafen
werden.
Die Küche ist ziemlich dunkel und rußig vom Holzkohle Feuer auf dem mehrmals täglich gekocht wird und trotzdem ist es ein gemütlicher Treffpunkt der Hausbewohner.
Der Hausbewohnerinnen muß ich sagen! Es gibt keinen Mann auf dem Hof. Auf meine Frage warum sie nicht wieder verheiratet ist, übersetzt unser Koso ihre spontane Antwort lachend: „ warum soll ich so blöd sein und mir einen Mann auf den Hof holen, der mir dann sagt, was ich zu tun habe!!! Nein Danke!!“ Eine wunderschöne, tiefenentspannte und - offensichtlich für ihre Welt – kluge, moderne und mutige Frau!
Die Frau in Myanmar ist deutlich dem Manne unterstellt – nicht nur in der Religion........
Wir haben viel
Spaß mit ihr und ihren Mädchen und als „Zeichen der Zusammengehörigkeit“ bekommt jeder von uns mindestens einen krass neon-orangenenen
NagellackFinger bemalt. Im Halb-Dunklen-im Handy Licht. Ohne Feinmotorik. Millimeterdick. Ohne eine Chance auf Nagellack Entferner. Ein grell
schönes, dauerhaftes Erinnern in den kommenden Wochen.....(Monaten)
Aber der Brüller!!!! der ultimative Ober - Brüller sind am Abend unsere Betten!!!!!!
In einer sehr überschaubaren Reihe an der Wand legt die Hausherrin diese knackeharten Matten aus und darauf, dicht an dicht, 7 Kopfkissen und 7 Decken und wir fühlen uns wie …..
die 7 Zwerge .........
.........Ich seh in unseren 7 Gesichtern kurzes Aufbegehren .... überlegen, wie und was man ändern könnte .... verwerfen ….. keiner will unfreundlich sein …...wir alle sind müde …... legen uns auf unseren halben Meter …. entschuldigen uns prophylaktisch beim Nebenmann ….
Gute Nacht ihr Zwerge !!!
Der neue Tag beginnt ultra früh. Ganz Myanmar ist Frühaufsteher. Keiner von uns hat wirklich gut geschlafen. Es war kalt in der Nacht und sehr windig. Der Wind zog mächtig durch die Ritzen des Holzhauses, überall klapperte ein Brett oder ein Fensterladen. Eine Machete diente als Schloß der Haustür (schon clever!) und man muß sie aus zwei Balken ziehen, um die Tür zu öffnen - von innen - auch wenn man nachts pinkeln möchte -
- VERSUCH mal leise in der Nacht Merlin zu spielen.....
..... das geht nicht!!!!
Dieser zweite Tag bringt knappe 30 KM neue Erfahrungen, neue Bilder und Einblicke in fremde Kulturen. Ich freu mich sehr über diese Trekking Tour!!! Wir bekommen einen ganz tollen Blick auf diese Gegend und wie die Menschen hier leben. Unser Koso führt uns in die Dörfer und zu den Menschen und zeigt uns dort deren unterschiedlichen Stammeszugehörigkeiten zum Beispiel der PaO oder der Paloung und damit verbundenen Lebensweisen und Zuggehörigkeits-Farben in den Trachten und besonders in den Kopf-Schals. Die unterschiedlichen Stämme haben eine riesen Bedeutung im Leben der Leute und es ist ihnen zum Beispiel nicht erlaubt, außerhalb des eigenen Stammes zu heiraten.
Koso erzählt, dass er selber mal eine Freundin hatte, die aber von einem anderen Stamm war. Seine Mutter machte so viel Ärger, dass er die Beziehung aufgeben mußte.....
Wieder löchere ich unseren Führer mit all meinen Fragen und erfahre, dass die jungen Männer spätestens mit 20 heiraten und die Mädchen etwa 15 oder 16 sind, wenn sie heiraten und dann bekommt das Paar auch recht schnell Kinder. Wenn zwei junge Menschen entscheiden, dass sie heiraten wollen, ziehen sie für 10 Tage in eine winzig kleine Hütte am Rande eines einsamen Ackers. Solche Hütten waren mir auch unterwegs schon aufgefallen. Nach diesen 10 Tagen werden sie entweder verheiratet oder trennen sich wieder. Wenn ein verheiratetes Paar innerhalb der ersten zwei Monate merkt, dass es doch so gar nicht zusammen passen will, darf es sich wieder trennen. Dann wird die Ehe einfach aufgelöst.
Trekking - 3 Tage - 2 Nächte
Irgendwann - wunderbar - kommen wir an unserem heutigen Schlaf - Hof an. Ein so warmer freundlicher Empfang!!! Großartig!!! Auch das Abendessen ist wieder Spitzenklasse.
!!! Ja...es ist heiß!!! Sehr heiß!!!! Ja....es ist auch anstrengend!!!....Ja....öfter sehe ich von der Gegend nix, weil der Weg meine Aufmerksamkeit braucht....
!!!!! Ja!!!...ich würde es wieder machen!!!!
Am Abend sind unsere Beine ganz schön schwer, wir schwitzen mächtig und sind froh in der „zweiten Nacht Familie“ angekommen zu sein. Voll nett werden wir aufgenommen!!! Und bekommen wieder unserer Zwergebetten gemacht. Koso und die Jungs bekochen uns wieder reichhaltigst und wir können noch draußen sitzen, quatschen und Karten spielen, bevor wir alle freiwillig um halb zehn in unsere halben Meter krabbeln.
Wir haben FERTIG!!!
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