Di
03
Mär
2015
Taghazout
Wir sind wieder auf der Straße......auf einer hammer wunderschönen Strecke von Sidi Kaouki über Aid Ider bis zurück zur Nationalstraße Richtung Süden. Traumhaft schön!!!!
Palmen, Arganbäume, Kamele, Ziegen, Schafe, Kühe, Esel... das Meer immer mal an der Seite....Wunderschön!!!!
Der Arganbaum ist eine sehr besondere Pflanze, sie wächst nur hier in Marokko und ist damit ein überaus interessanter Wirtschaftszweig für das Land. Jeder hier hat eigentlich immer so ein bischen Wissen über einzelne Pflanzen, selten aber den gesamt Überblick. Ich weiß, dass man gutes Arganöl daran erkennen soll, dass nach dem Schütteln die Blasen nur langsam aufsteigen. Dass Arganöl ganz schnell gerinnt, wenn man Waser hinzu fügt. Dass man Arganöl für Kosmetik nicht erhitzt und so weiter.... Ähnlich wie beim Johannisbrotbaum. Viele kennen den Baum, kennen die dunkelbraunen, fast schwarzen Schoten, die nach Lakritz schmecken. Ganz früher nahm man das Mehl der Samen als Kaffepulver–Ersatz. Lange wurde die Schote dann nur noch als Schweinefutter genutzt und neuer dann auch als Brennstoff. In der Moderne nun wird das Johannisbrotkernmehl in allen möglichen Joghurts, Milch- und Soja Milch Produkten etc. verwendet, weil es günstig ist, geschmacksneutral und perfekt quellend ist. Was aber die Wenigsten wissen, ist, dass das Gewicht eines getrockneten Samenkernes immer das Selbe ist. Jeder getrocknete Same wiegt o.18Gramm. Immer gleich. Darum wurde ein Samengewicht als Gegenwert für 1 Karat als Juwelen- und Goldgewicht genommen.
1 Karat wiegt 0.18 Gramm.
Esel-Packtasche
Auf unserem Weg nach Süden kommen wir durch einen Ort namens Smimou und erkennen total freudig aufgeregt, dass dies der Ort ist, in dem wir bei unserem ersten Marokko Besuch eine Esel – Packtasche gekauft hatten. So eine Tasche, aus Korb geflochten, die zu beiden Seiten des Tieres runterhängt und riesen Platz hat für alles Mögliche. Die BMW, die wir damals fuhren, hatte als Tanklakierung ein hübsches Kuh-Muster. Jeder in Marokko, der uns fortan mit dem Kuh - Motorrad und den Esel-Packtaschen sah freute sich über dieses gelungene Ensemble.
Und wir fahren an üppigst blühenden Mandelbäumen vorbei!!! In Portugal war es dies Jahr noch zu früh oder noch zu kalt für die Blüte. Hier jetzt ist sie in voller Pracht.
Mitte/Ende Februar wollen wir zum
...Mandelblütenfest in Tafraout...
...sein.
Nun hoffen wir natürlich, dass zu der Zeit in 1000 Meter Höhe die Mandelblüte dort oben noch ist.
Jetzt aber sind wir noch auf Meeresspiegelhöhe und unterwegs Richtung Insouane. Ein ganz kleines Nest, eher ein Ferienort -also zur Zeit ´ne Geisterstadt- und ein Eldorado für Wellenreiter. Wir richten uns also auf ´ne mords Menge Wind ein. Was uns nicht so klar ist, ist der Weg dorthin. Im Reiseführer ist extra eine Route empfohlen für größere Fahrzeuge...aber dass es so steil bergauf und bergab geht!!!!....Halleluja!! Ein krasses Berg -Geschlängel im 2ten Gangl!! Erinnert uns an den Fernpass in Österreich mit seinen bescheidenen 17 % Gefälle oder auch grinsend an Albanien: an jeder Steigung und an jedem Gefälle stand ein Schild für 10 %. Nie 5 % oder 7 % oder vielleicht 12 %. Immer 10 %. Wir vermuteten, dass die Albaner mal einen günstigen Posten 10%er Schilder aufgekauft haben.....
Unten angekommen ist´s wie beschrieben, nix los, leere Häuser, ca. 30 jugendliche Wellenreiter, tolle Wellen und ein paar hübsche bunte Hütten für Tee und Essen und Souvenirs. Später abends ziehen wir noch mal um die Häuser...suchen die Party....auch nix!!!
Es heißt, man dürfe nicht über Nacht frei stehen...............................wir haben wieder Glück....
................Taghazout..........
Das "AUS" für "die Platte"
Klaus aus der anderen Sparkasse ist „alter Marokko Hase“ und kennt sich hier sehr gut aus. Er gibt uns die Beschreibung für den „Alternativ“ Platz auf „der Platte“: „ also, du fährst durch den Ort Taghazout, dann an dem Stellplatz mit den unzählbar vielen Weißkisten (das ist die sogenannte "Platte") vorbei, rechts von der Straße auf einer kleinen Anhöhe immer am Zaun entlang und am Ende schlupfst du durch ein Loch am Zaun, hälst dich rechts und suchst dir da ´nen schönen Platz aus.......hinter dem Loch im Zaun fanden wir ......ein kleines Paradies zum Ankommen. Ein Gelände mit Büschen und Kakteen, einigen Bäumen, leicht erhöht am Meer, direkt am Strand, vereinzelt bewohnt von Selbstbauern.....für jeden eine eigene freie Kuschelecke, sehr nett zum einfach erstmal ankommen und zum herrlich Sachen um sich ausbreiten: Bierbank raus, Blumen raus, Hängesitze raus....draußen abwaschen, unbehelligt draußen frühstücken,, die Gegend erkunden,.....super zufrieden schauen wir von unserem kleinen Garten auf´s Meer, lernen nach und nach unsere neuen Nachbarn kennen, treffen auch auf Mick und Heike, die uns vor vielen Jahren beim Wietzendorf Selbstausbauer Treffen unsere WLAN Antenne verkauft haben,
..........oder wir bummeln durch die quirlige Stadt Taghazout, eine von vielen, eher jungen, Wellenreiter Urlaubern besuchte Stadt. Wir hätten NIE gedacht, daß wir uns mal auf „der Platte“ so wohl fühlen......
Von unserem Strandspaziergang aus sehen wir am Morgen, dass der große Womostellplatz geräumt wird. Das erklärt uns dann auch den Tumult, den wir gestern aus dem Augenwinkel beobachtet haben. Alle müssen wegfahren, Bulldozer schaufeln Erdberge, so daß niemand mehr auf´s Gelände fahren kann. Auch der gut mit Womos bevölkerte Strand südlich von uns leert sich zügig...nur wir 5 Autos in der grünen Mitte bleiben unberührt.... freuen uns schon, spekulieren über den Grund unseres Glücks. .............................….DENKSTE!!!
Nach 2 Stunden Glück steht auch bei uns der Gendarm und auch wir müssen das Gelände räumen....SCHADE!!! So ein netter Platz!!!
Wieder haben wir wohl alles richig gemacht und zur rechten Zeit am rechten Ort die richtigen Leute kennengelernt!!! Peter und Gary kennen sich gut aus und wir fahren mit 5 Wagen auf ein etwa 300 Meter hoch gelegenes Plateau, das im Familien Privatbesitz ist. Peter kennt Mohamed und die Familie seit Jarhzehnten. Hier ist es auch sehr idyllisch und eigentlich auch mit tollem Meeresblick, aber zur Zeit nicht für uns. Wir „verstecken“ uns lieber erstmal am hinteren Rand des Grundstücks, um nicht von unten gesehen zu werden. Es gibt mittlerweile die wildesten Spekulationen über den Räumungsgrund der "Platte" und immerhin etwa 300 Weißkisten suchen nun verzweifelt ein neues Zuhause. Viele von ihnen kommen gezielt hierher nach Taghazout und verbringen Wochen und Monate auf diesem Stehplatz. Im Laufe der Jahre hat sich dort eine komplette Infrastruktur aufgebaut: Wasserwagen, Brotverkäufer, Gemüse und Obsthändler, Waschfrauen, Tauschhändler, Mechaniker und die wirklich guten Maler der tpischen Marokko Bilder auf den Autos. Alles futsch nun. Auch der Ort Taghazout und der Nachbarort Aourir werden den Verlust von so vielen Käufern wohl schmerzlich spüren!!!
Aber das ist den Bonzen egal.......
Kurz heißt es, der König sei in der Gegend und weiht einen neuen Golfplatz ein. Da aber sonst kein Militär ist, verwerfen wir diese Theorie wieder. Ein weiterer Gedanke wird verbreitet, dass die Regierung Angst vor terroristischen Anschlägen auf uns Womos hat und wir deshalb nicht frei stehen sollen. Mal ehrlich, kann man keinen terroristischen Anschlag auf einen Campingplatz machen? Nur auf frei stehende? Quatsch! Panik Mache! Einleuchtend erscheint uns die Variante der Camping und Hotel Mafia. Die Campingplätze sind nicht voll und die Hotel- bzw. Landbesitzer (Hyatt Gruppe) will dort fette Hotels bauen. Der alte König versprach zu Lebzeiten, er würde nie zulassen, dass der Strand vor Agadir verkauft würde. Vom jungen König gab es dieses Versprechen nicht: verkauft!!
Zu "unserem" Plateau gibt es unten an der Strandstraße eine Schranke mit 24 Stunden Wache. Wir hatten wirklich grad Glück die Straße passiert zu haben, wir bekamen mit, dass hinter uns verschiedene Womos vom Schranken Mann abgewiesen wurden. Es heißt der riesige Supermarkt Parkplatz in Agadir sei vollsgestopft mit Womos und kein Einheimischer käme mehr zum Einkaufen.....Ich gebe zu, ich bin froh und dankbar, nicht da unten in dem Irrsinn einen Platz suchen zu müssen!!!!
"die sehen alle aus, als könnt ich ´nen Drink gebrauchen"...O-Ton Gary
Es ist uns nur ein Tag Ruhe vergönnt, ein Mann kommt mit ´nem Gendarm und weiterem Gefolge und will, dass wir fahren. Dem Gendarm ist´s eigentlich wurscht, er heißt uns willkommen in seinem Land und guckt gelangweilt, der Andere macht den Hampelmann. Wir sagen, wir fahren, tun wir aber nicht, da wir erlaubt auf Privatgrund stehen und verbringen einen wunderbaren Lagerfeuerabend. Endlich mal wieder draußen sitzen am Feuer!!!
Auch der kommende Tag beginnt sehr
entspannt. Micha bastelt und knattert mit dem Moped in der Gegend rum und ....
ich lerne mit Fatima, dem Schäfermädchen mit dem schönsten Lächeln der Welt, die arabischen Zahlen. Sie amüsiert sich köstlich über mich und .....lernt zum Ausgleich die deutschen
Zahlen....
...da kommt ein kolerisch Aufgeblasener, ein ruhiger Wicht und ein Gendarm vom Militär hochgefahren. Und die Litanei beginnt tatsächlich von vorn. Als Peter dessen Ausweis sehen will und ein Foto von ihm macht droht der Aufgeblasene mit erhobenem Zeigefinger:“ Attation!!!! Attation!!! " So ein Spaß....Eine kurze hitzige Diskussion braust auf, da dieser Typ einfach keine Berechtigung hat, uns fortzujagen, gefolgt vom seinem Rückzug in sein Auto. Irgendwann nach etwa einer Stunde Warterei und endloser schreiender Telefoniererei in deren bestimmt mittlerweile glutheißen Auto, kam zufällig der Landbesitzer mit dem Moped vorbei, bestätigt, dass wir stehen bleiben dürfen und behauptet einfach, dass einer seiner Söhne Nachts auf uns aufpasst und die Verantwortung für uns übernimmt.......Ruhe.....
Wir bekommen auf unserer Scholle sogar noch Zuwachs. Klaus kommt auch hoch (Bagschischbeim Schrankenwärter???) und bringt Maren & Tom samt Babyhund mit.
So vergehen sehr gemütliche Tage und Feuer Abende
Das Ende dieser Geschichte steht nach einer Woche wieder aufgeblasen vor uns und eröffnet uns seinen Plan. Da er auf dem Privatgrundstück nichts ausrichten kann, uns aber auf jeden Fall weghaben will, buddelt er einen fetten Graben auf der Piste, so daß wir uns nicht mehr bewegen können. Das hat er an einem tieferen Plateau auch bereits durchgezogen, das haben wir schon gesehen. Morgen müssen wir verschwunden sein!!!! Schade schade, aber andererseits kann es auch gerne weitergehen auf unserer .....